Sommerlager 1997 – England, Cornwall und London

Pause vor monumentaler Landschaft
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The Blues Brothers '97
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Zelten in London
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Wanderpause
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Und weiter wandern
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Englische Kirche
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Englisches Haus
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Küstenwanderung
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Jurtenburg auf dem Bundeslager
Jurtenburg auf dem Bundeslager
 
Monumentaler Ausblick
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Das Bodmin-Moor liegt gleich hinter dem Hügel
Das Bodmin-Moor liegt gleich hinter dem Hügel
 

Immer wenn es regnet...

...oder SoLa ´97

Nach zwölf Stunden schlafloser, unbequemer und dunkler Busfahrt kamen wir endlich in Launceston/Cornwall an. Die einzig interessante Unterbrechung war die Ernennung Daniels zum Seepfadfinder auf stürmischer, hoher See.

Angekommen mussten wir uns erst mal um Karten kümmern, da die präzise 1:200.000er Karte zum Wandern durch das Moor etwas ungeeignet war.

Bei uuunglaublicher Hitze liefen wir nach Pipers Pool, wo wir beim Mittagessen beschlossen haben, dort unsere "erste Nacht" zu verbringen. Die kleine Scheune und der Service ließen zwar eher auf einen Familienbesuch als auf ein Campen bei wildfremden Leuten schließen, aber wir nahmen die Sandwichs, Kekse, Tee, Kaffee und die 2500 l frische Milch ohne zu Murren an. Die nächsten Tage verbrachten wir ähnlich, jedoch mit weniger Luxus, aber mit schönen Moorlandschaften. Der Tag im Moor forderte uns voll und ganz, da die Wasserversorgung sich als unmöglich herausstellte, aber die Landschaft entschädigte uns (teilweise jedenfalls).

Am Bundeslagerplatz angekommen, fühlten wir uns im Clan Toby zu Hause und teilten diesen mit den Wildkatzen(!), den Silberfüchsen, den Wildgänsen sowie mit den Raubvögeln. Unnötig zu erwähnen, dass die Sonne immer noch erbarmungslos schien, bis - wie sollte es sonst anders sein - wir hajken gingen. In zwei Gruppen geteilt, folgten wir dann dem Motto "exploring Cornwall". Die eine Gruppe verbrachte den größten Teil in einem Pfadfinderhaus, was jedoch genau passierte, wird nie gedruckt werden, wenn keiner aus der betreffenden Gruppe dies in Worte fasst. Deshalb berichten WIR, die Gruppe Lauch, auch nur von uns. Der Name entstand an unserem ersten Abend in einem ausgedienten Hühnerstall (oder so...), als wir die unzählbaren Anwendungsmöglichkeiten eben dieses Stangengewächses entdeckten. Getreu dem Motto "ohne Lauch geht's auch" gingen wir weiter durch den Dschungel Cornwalls. Trotz mehrerer Versuche unsere Wäsche zu trocknen, gelang es uns nicht wirklich. Deswegen wurden manche unserer Sachen auch als Nährboden für Schimmelpilze missbraucht. Aufgrund des Wetters kam uns während des Hajks immer öfter das Lied "ANNA" in den Sinn, was dann schnell zum Kult- Zitat wurde ("Ich denk an dich – immer wenn es regnet!"). Daher auch die Überschrift! Da das Geld für ein Stammesschrotgewehr nicht reichte, mussten wir uns mit einem Stammesdeo zufrieden geben. Aber das machte uns überhaupt nichts aus, denn die Fischerbrothers wurden schließlich doch einsichtig und schrieben ein Buch, um Geld für die Dummenkasse zu verdienen. Da wir einen Tag zu früh in Plymouth ankamen, mussten wir bei einem netten Bauern übernachten, der fast eine Herzattacke bekam, als wir ihn fragten, ob wir noch eine zweite Nacht bleiben könnten. In Plymouth trafen wir dann die andere Gruppe und fuhren mit einem fröhlichen "Mind the Gap" in Richtung London. Nach ca. fünf Stunden Zug- und U-Bahnfahrt kamen wir in London an. In Abbey Wood bauten wir unsere Zelte auf dem Campingplatz auf. Wir hatten dann fünf Tage Zeit, um uns die Sehenswürdigkeiten Londons anzuschauen: Das Parlament mit dem Big Ben, McDonalds, den Buckingham Palace, McDonalds, das Bankenviertel, McDonalds, Soho, McDonalds, Greenwich, McDonalds, Woolwich, McDonalds, den Scout-Shop, McDonalds, die Docklands, McDonalds, die Oxfordstreet, McDonalds, die Tower-Bridge, McDonalds, das Hardrock-Cafe ... Wir haben natürlich noch mehr gesehen (Burger King, Whimpy, Kentucky Fried Chicken, Pizza Hut, ...), aber die Liste würde dann endlos lang. (Haben wir schon erwähnt, das wir bei McDonalds waren??) [Anm. d. Fahrtenleiters: falsch ist, das wir nur McDonalds gesehen haben, einige wenige haben jedoch ca. 2 - 3 mal täglich McDonalds besucht, um ihren Durst zu stillen.] Getroffen haben wir uns dann immer am Piccadilly-Circus mit kultverdächtigem Zählkreis. Dann folgte das übliche: Bakerloo Line Southbounded eine Station bis Charing-X, dann die Linie 80 oder 81 Richtung Dartford bis Abbey Wood. Von dort aus dann nur noch wenige Meter zu Fuß und wir waren schon an unserem Campingplatz. Bis auf diejenigen, die kochen und einkaufen wollten/mussten. Die mussten nämlich zwei Stationen vor Abbey Wood aussteigen und dort erst mal die Sachen fürs Essen einkaufen. Nach fünf Tagen London fuhren wir in einer langen, langweiligen und coladurchströmten Nacht nach Hause, wo wir mit ein "wenig" Verspätung ankamen.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann regnet es noch heute.

[Philip, Kerstin, Fabian, (Nils, Mario)]

Ein fiktiver Film in 15 Takes

TAKE #1

Im Wohnzimmer der Familie Schmitz, anwesend: Frau Schmitz (37) und ihr grade aus dem Bad gestiegener Sohn Denis (12).

Frage der Mutter an Denis: „Na, wie war die Fahrt?“ - „Schön!“ - „Und das Bundeslager?“ - „Auch toll“ - „Gutes Wetter gehabt?“ - „Jo.“ - Verzweifelter Blick der Mutter gen Himmel (bzw. Zimmerdecke), sie gibt auf.

TAKE #2 

Ankunft der Frühferienhabenden vom Hajk aufs Lager. Verwirrt sehen sich die Einzelnen um. Nachdem man tagelang nur wenigen begegnete, jetzt von allen Seiten Wiedererkennungsrufe. Man kann gar nicht alles aufnehmen: Die Jurtenburg, die Raucherecke, an der sich schon einige tummeln, die Häuser für die erlauchten (und gestressten) Organisatoren... Der Gedanke an eine Dusche drängt sich unwiderstehlich auf. Ob sie wohl um die Zeit noch warm...? Eine Heuballen­runde, ein Tisch. Dahinter und daneben: Das Empfangskomitee mit tausendundzwei Sachen zu sagen, hinzuweisen und zu erklären. Und: Mit Tee, mit Scones und clotted Cream mit Jam. Njam, njam

 Zugewiesener Platz auf einer Wiese gesucht, die mit Flatterband in ein kompliziertes Spielfeld verwandelt scheint. 

„Wir sind ganz hinten, am Wald.“ - „ Na, klar, wie immer.“ - „ Ist ja auch gut, stört uns keiner.“ - „.. und wir keinen“ murmelt die Führung voller Vorahnungen.

TAKE #3

Frühmorgens auf dem Lagerplatz, Unterlager Toby. Aus den Zelten kommen die stöhnende Geräusche unsanft Geweckter. Allüberall sieht man fleißige Silberfüchse mit lautem Gedröhn Heringe in die Erde treiben. Ein Kopf guckt unter einer Kothenplane hervor und beäugt miss­trauisch eine seltsame Konstruktion.

„Wasn das führen Zelt?“ - „Ein geniales Zelt!“ - „Aha.“ (Denkpause) „Und warum braucht ihr so Riesenmörderheringe für euer geniales Zelt?“ - „Damit ihr wach werdet.“

TAKE #4

Etwas später (selber Platz), Frühstücksrunde. Die Chefs brüllen rum, die Kinder gackern und holen sich in Dreiergruppen aus dem in der Mitte aufgebauten (hervorragenden) Fühstücksbuffet Nachschub.

Ein Wölfling nimmt eine der bekannten Milchflaschen mit Alukappe aus dem Drahtkörbchen, das zwölf von ihnen tragbar macht, dreht sie um und meint, als nichts passiert „Schade, schon schlecht.“ - „Irrtum, das ist der Sahnepfropfen, du musst nur kräftig schütteln. Die Milch ist in England nämlich, anders als in Deutschland, nicht homogenisiert.“ Klärt ihn ein Argonaut mit Milchbart und Brille auf.

TAKE #5

Bodmin, eine freundliche Kleinstadt in Cornwall mit einer Einkaufsstraße, einer alten Kirche und einem Museum im Rathaus. Unser Reporter vor Ort:

Alle drei Hauptschauplätze wimmeln vor Pfadfindern: Im Museum begucken sie die (drei) römi­schen und die späteren Ausstellungsstücke, bei Alteingesessenen erkundigen sie sich nach der Geschichte des Ortes, in der Kirche wird die keltische Kunst geübt, auf der Einkaufsstraße wird - na rate mal - das Taschengeld ausgegeben und selbst der Waschsalon ist besetzt.

Die Bürger des Ortes bringen dem Gelassenheit entgegen, wenn nicht sogar freundliche Auf­merksamkeit.

Der Bürgermeister: „We are very happy to have them here.“

Eine Verkäuferin: „Some of them take a long time to sort out the money, but that's all right.“

Eine ältere Dame: „All these nice youngsters!“

TAKE #6

Höhlenartig und wuselig: Das Küchenzelt. Immer jemand da, immer blubbert was, überall steht irgendein Küchenzubehör rum. Aber einer hat immer den Durchblick: Barney. Kühl und gelassen dirigiert er den Strom der Gaumenfreuden, der sich über die dankbaren Lagerteilnehmer ergießt.

Vor dem Zelt zwei lange Tische, an denen jeder ausprobieren durfte, inwieweit Zwiebelschneiden oder Kartoffelschälen die Geselligkeit fördert. Zu Füßen der Schneider, Schäler und Schnipsler riesige Säcke mit Kartoffeln und gigantische Mengen an Möhren.

„Gib ma rüber!“ - „Was die alle noch?“ - „Klar, und die zwei Säcke in der Küche.“ - „Oh Gott!“ - „Wieso, du machst das doch gut, eine echte Begabung.“ - „Finnste?“

TAKE #7

Die Jurtenburg schwebt im Nebel, unheimlich und dräuend wirkt sie burgartiger denn je. Vor den vorgelagerten Felsen brennen Schalenfeuer und verleihen der Szene noch mehr Unwirklich­keit.

Drinnen ist Feuer und Gesang, Getränke und Witze, Wärme und Freunde.

Und ist man schlafsackreif kommt der Alkoholtest: Wer die Brücke schafft, hat gewonnen; die anderen müssen außenrum 

TAKE #8

Die Rennstrecke neben der Jurtenburg. Eine riesige Menschenmenge hat sich versammelt, um das große Washaway-Rennen zu sehen, Aufregung und Wettfieber liegen in der Luft, die Mann­schaften bereiten sich vor, die erst vor kurzem gebauten Wagen werden ein letztes Mal überprüft. Der Rennreporter ruft mit aufgeregter, sich überschlagender Stimme die Quoten aus.

Das Rennen wird gestartet.

Stimme der Rennreporters (undeutlich): „Und Start! Ja, jetzt geht es los, und alle geben ihr Bes­tes..... Jetzt an der Wende wird die Sache besonders kitzlig..... Wer wird es schaffen, die Ideal­linie in der Kurve nicht zu verlieren?... Da bricht der Wagen zusammen, es ist tragisch, der Wagen ist ausgeschieden.... Ja, ja, ja das ist der Sieger, der Sieger steht fest! 

TAKE #9

Die Kapelle im Wald, ein romantischer Ort (würde es nicht leicht regnen). Besprechung der Zöllner. Es wird betont, dass Unerbittlichkeit und Grausamkeit verlangt werden. Anwesend: Die Zöllner, der Lord und seine Lady sowie deren Kinder und Hauspersonal.

Der Lord: „So kann das nicht weitergehen! Die sollen arbeiten und nicht saufen! Wir müssen den Pub heute Abend räumen!“

TAKE #10

Im Eingang der Kapelle. Auf den beiden Bänken sitzen sich einige gegenüber und reden leise in die Abenddämmerung.

Ein Silberfuchs: „Na, ja so irrsinnig schnell scheinen die Briten bisher ja nicht gewesen zu sein, sonst hätten wir sie wohl kaum so gnadenlos unterboten.“

Ein Argonaut: „Acht Stunden und 'n paar gequetschte Minuten! Dabei seid ihr doch erst heut morgen angekommen!“

Ein anderer Bayer: „Ja und viel Schlaf war im Bus und auf der Fähre nicht zu kriegen. Wir haben die Kids gestern teilweise von der Schule abgeholt!“

Der Argonaut: „!“

Der Silberfuchs: „Das GPS hat natürlich auch geholfen!“

Der Argonaut: „Ich glaub es nicht! Ihr seid mit GPS gestartet!?!“

Der Silberfuchs: „Klar, da wussten wir immer genau, wo wir waren, und wie viel noch vor uns lag, ob wir joggen mussten oder so.“

Der Argonaut: „Ist das nicht viel zu groß und teuer?“

Der Silberfuchs: „Och nö, eigentlich nicht. So groß wie ein Taschenrechner. Kostet circa 300.“

Der Argonaut: „So viel wie mein Schlafsack.“

Der Silberfuchs: „Was!?!“

Der Argonaut: „Scheint, wir haben verschiedene Prioritäten.“

TAKE #11

Die Jurtenburg, schummerige Beleuchtung, einzig gut zu erkennen die Bar im Seeräuberstil, wo flinke Schönheiten beiderlei Geschlechts so erlesene Köstlichkeiten wie echtes Ale, hochprozen­tigen Cider und aromatische Cocktails servieren und es auch (zur Wirkungsminderung der Alko­holika) Cornish Pasteis und anderes Knabbriges gibt. Plötzlich ein geballter Angriff von hinten: Unter den Zeltplanen kriechen die heimtückischen, im Sold des Lords stehenden Zöllner samt ihrem niederträchtigen Herren hervor.

 

Lord: „ Alle mal herhören! Ihr sauft zu viel und arbeitet zu wenig! Damit ich die mir zustehen­den Gelder bekomme, müsst ihr faules Pack mehr arbeiten! Daher ist der Pub ab sofort geschlos­sen!“

Tumult!

Die Zöllner schaffen es aber, mit vereinten Kräften (sie sind unfairerweise größer und kräftiger als die oft etwas mickrig geratenen Dorfbewohner) den Pub zu schließen. 

TAKE #12

Ein von Feuer erleuchteter Kreis Menschen im Wald, sie schweigen und denken an Mundy.

Die Minute geht zu Ende und Oliver beginnt wieder zu sprechen.

TAKE #13

Eine Lichtung im Wald, es riecht nach Milchreis und sieht aus wie ein Wimmelbild. Zum ersten (und letzten) Mal am Tage sieht man Händler, Schmuggler und Zöllner relativ friedlich neben­einander sitzen, von ihren bisherigen Heldentaten prahlen und Milchreis mampfen. Die Schmuggler planen neue Schleichwege, die Zöllner sitzen zusammen und erzählen sich Betrugs­geschichten.

„Wir hatten eine Gruppe, die mit einem ankam, den sie als Verletzten ausgaben. Das war schon echt gut gemacht, mit Verband und allem. Angeblich umgeknickt. Klar haben wir die durchge­lassen, obwohl sie das Kichern kaum unterdrücken konnten.“ - „Ach, uns ist noch was viel besse­res passiert: Unsere Oberschmuggelbande hat uns tatsächlich glauben gemacht, die Steine und abgesägten Aststücke, die sie beihatten, gehörten wirklich zum Schmuggelgut. Was müssen die gelacht haben! Aber die Aststücke waren so sauber abgesägt, dass ich das echt geglaubt hab.“ - „Wir haben mit einer Gruppe abgemacht, dass wir sie nicht ganz ausnehmen, wenn sie uns hinter sich herlaufen ließen, ohne die anderen zu warnen. Wir haben jede Schmugglergruppe ausge­nommen, die mit denen tauschen wollte.“

TAKE #14

Eine Bühne auf der Wiese, darauf der Lord mit Familie und Bediensteten, umgeben von Hunder­ten schimpfender und drohender Dorfbewohner, die sich den ganzen Tag für den Lord abgemüht haben, und nun um den Lohn ihrer Arbeit betrogen werden sollen. Die Bühne wird geschützt durch einen Kordon von Zöllnern, die so langsam ein Gefühl dafür bekommen, wie sich Polizi­sten bei Länderspielen fühlen müssen.

„Einen Moment, einen Moment! Ich klage an!“

Ein Prozess beginnt, bei dem die unzähligen Verbrechen des Lords, seiner Lady und der Kinder, sowie seiner Bediensteten ans Tageslicht kommen! Die Zöllner distanzieren sich empört.

TAKE #15

Frühstück in der Jurtenburg. Es regnet und Speedy rennt mit Eimern und Schüsseln rum, klettert auf Leitern und zurrt fest.

Dann wird auch die Abschlussrunde hierher verlegt: Wie die Sardinen stehen alle in dem rie­sigen Zelt.

„Smugglers“ brandet auf und wird so laut und schön gesungen, wie vorher nicht: „It's a smuggler's life for me, it's a smuggler's life for me!“

 

Stefanie Hoss